Dienstag, 25. Juni 2013

Rechnen [kalkulere]

Kürzlich mitgehört:

Pelle: Luzie, rate mal. Ist ein Jahr mehr oder 15 Monate?
Luzie: 15 Monate.
Pelle: Ja, richtig. Und jetzt: drei Jahre oder 18 Monate. Was ist mehr?
Luzie: 18 Monate.
Pelle: Nein. Falsch. Drei Jahre sind mehr. Das sind warte... 36 Monate.

Wir machen bisher fast keine Rechenaufgaben im schulischen Sinne. Wir haben ein paar von den Lerndetektivheften hier in denen Pelle ab und an rumrechnet. Meist zeichnet er aber Figuren und Wesen in die Illustrationen hinein. Und trotzdem kommen hier immer wieder so Rechenkunststücke vor. Und ich weiß nicht woher die Fertigkeit dazu kommt. Ich weiß, wenn ich mich mit Pelle hinsetzen würde und ihn fragen würde wie viel drei mal zwölf ist, würde er eine halbe Ewigkeit genervt vor mir sitzen.
Mit Zeiteinheiten funktioniert das auch. Pelle hat - wie wahrscheinlich jeder - eine mathematische Intuition. Er kann prompt antworten (auch sich selbst) wie viele viertel Stunden in einer halben, einer dreiviertel und einer ganzen Stunde drin stecken. Würde ich das auf einem Zettel abfragen käme da eher gar nichts bei raus. Bloß nicht drüber nachdenken. Dann funktioniert es.

Wir fahren jetzt zum letzten Mal vor den Ferien zum Judo. Und in zwei Wochen fährt Pelle zum Zirkuscamp. Das ist furchtbar spannend. Ohne Eltern, jeden Tag Zirkusschule, im See baden, jeden Abend Lagerfeuer, im eigenen Zelt, in einem Clan... mit den tollsten Menschen. Alles großartige Lehrer. Mit vielen Freilernerfreunden. Jedes Kind tut das, was es kann und mag. Jedes Kind wird angenommen und begleitet. Die Kinder entwickeln die Vorführung komplett selber.

Ich besorge und ordere die letzten Dinge, sortiere Klamotten und nähe Namensschilder überall hinein.

Freitag, 21. Juni 2013

Familienbett [familieseng]

In irgendeinem Blatt stand wohl etwas über Gefahren im Familienbett bezüglich des plötzlichen Kindstodes. Hier ist die Antwort von Herbert Renz-Polster: Stellungnahme.

Mittwoch, 19. Juni 2013

Haus am See [hus ved søen]

Jetzt kommen die Mücken. Rund ums Haus siehts grad so, wie auf dem Foto aus. Wir haben jetzt ein Haus am See. Und heute Nacht hat sich der erste Wasserfrosch eingefunden. Der ist laut. Sehr laut. Wir haben Mückennetze über den Betten, aber die Mücken sind jetzt auch bei Tage hier. Also müssen wir jetzt die ganze Zeit im Bett bleiben. Grad setzt sich beim Schreiben eine Mücke auf meine Hand... Vielleicht verreisen wir jetzt schnell. Die Schafe haben jetzt wieder Strom. Die letzten Tage haben die überhaupt nicht mehr eingesehen, warum sie sich von einem Netz das nicht beisst abhalten lassen sollten im Kräutergarten zu plündern. Also haben wir von unserem privaten Hochwasserhilfefond ein weiteres mobiles Stromgerät gekauft. Das andere wird bei den Ponys gebraucht. Die stehen auf einem kleinen Hügel bei den Nachbarn und bekommen dort keine nassen Füße.


Samstag, 15. Juni 2013

Dann bohr Dir doch ein Loch ins Knie [hul i knæet]

Ja das war's für heut. Darum ist jetzt Schluß ihr Leut.

Und hat's dir nicht gefallen, dann bohr dir doch ein Loch ins Knie

Sing und schwing das Bein, laß die Sorgen Sorgen sein!


Schalt dich wieder ein zum nächsten Fraggle-Spaß...


Luzie ist ungeimpft. Ich weiß, dass die Impffrage sehr hitzig und emotional besprochen wird. Da halte ich mich gerne raus. Ich möchte hier nur kurz erzählen wie unsere Gedanken und Handlungsschritte dazu sind. Also sie ist bisher ungeimpft. Wegen unserer Lebensumstände wollen wir sie gegen Tetanus impfen lassen. Eigentlich schon letztes Jahr. Wir haben das also im Herbst bei der U-irgendwas mit unserem Kinderarzt besprochen. Allerdings möchte unser Kinderarzt die Kinder nicht ohne Vorwarnung mit einer Impfung überrumpeln. Wir sollen deshalb einen extra Termin für die Impfung machen. Und es hatte letztes Jahr noch Zeit. Im Herbst und Winter gibt es quasi keine Infektionsmöglichkeiten. Lediglich Hundebisse sind da problematisch. Aber wenn Luzie so doll von einem Hund gebissen würde, dass es eine echte Fleischwunde gibt, würden wir eh ins Krankenhaus fahren und dort könnte sie auch direkt die Tetanusimpfung bekommen. Unser Kinderarzt ist leider zwei Stunden von uns entfernt. Bei den letzten beiden Terminen (die U´s von Minimum) dieses Frühjahr war Luzie jedes mal erkältet. Ausserdem kamen der Kinderarzt und ich bei einem Gespräch zu einem Plan. Ich wollte sowieso unser aller Blut untersuchen lassen und den VitaminD-Status testen. Einfach aus Neugier. Alle Welt redet von VitaminD-Mangel und substituiert fröhlich vor sich hin. Ich kann mir vorstellen, dass da etwas dran ist. Deshalb wollte ich wissen wie es um unser VitaminD (welches übrigens in Wirklichkeit gar kein Vitamin sondern ein Hormon ist) steht. Unser Kinderarzt findet das auch interessant. Wies mich aber darauf hin, dass es nach dem Winter einen natürlichen Mangel an VitaminD im Menschen gibt. Deshalb müssen wir auch den Wert nach dem Sommer bestimmen um ein aussagekräftiges Bild zu bekommen.
Da wir also eh Blut abnehmen wollten, wegen dem VitaminD, kamen wir auf die Idee auch gleich den Tetanusstatus von Luzie bestimmen zu lassen. Denn es gibt ja auch Wildimmunisierungen. Also war das nun unser Plan.
Ich habe mich dann noch etwas mehr mit dem Thema der Tetanustiterbestimmung befasst und die Ergebnisse sind leider sehr durchwachsen.
Wenn eine Wildimmunisierung stattgefunden hat gibt es einen Titerwert im Bereich zwei Stellen hinter dem Komma (> 0.01 IU/ml). So ein Titer wäre auch schon ein ausreichender Immunstatus. Leider ist es aber so, dass die Impfungen so riesige Titerwerte erzeugen (eine Stelle hinter dem Komma: > 0.1 IU/ml), dass die Labore gar nicht mehr die Messinstrumente haben um die kleinen Titerwerte zu bestimmen. Die schauen nur wie es eine Stelle hinter dem Komma aussieht und wenn da eine 1 steht ist man ausreichend geschützt und wenn da eine 0 steht muss man neu geimpft werden. Wir sehen: schon allein die Titerbestimmung ist nicht so leicht. Jetzt kommt noch hinzu, dass es gar nicht klar ist ob ein hoher Titer wirklich einen sicheren Schutz widerspiegelt. Es gibt immer wieder Tetanusinfektionen trotz eines hohen Titers. Was heißt das jetzt für uns?

Unser Kinderarzt sagt, er hat Tetanuspatienten im Kindesalter in Indien gesehen. Hier in Deutschland sind es hauptsächlich Waldarbeiter um die 60 Jahre. Die vergessen ihren Impfschutz und gehen mit Wunden die sie sich holen nicht sonderlich pfleglich um.

Unsere Lebensumstände sind extrem freundlich zu Tetanusbakterien. Diese vermehren sich nämlich sehr gerne im Pferdedarm. Also ist Pferdemist ein reines Tetanusparadies. Dieser Pferdemist ist rund um unser Haus auf unserem Hof zu finden. Unsere Pferde werden einzig gegen Tetanus geimpft. Dazu kommen jetzt noch Kinder, die nicht sonderlich zimperlich mit ihren Verletzungen umgehen. Wenn einer eine dicke Fleischwunde hat kommt er rein, wird getröstet und verarztet. So bald der Schreck vorbei ist sitzt das verletzte Kind aber sofort wieder im Matsch und spielt weiter. Deshalb wollen wir eine Tetanusimpfung.

Hier noch eine kleine Anmerkung unseres Kinderarztes: eine Tetanuswunde erkennt man sofort am aufgasen. In der Wunde entsteht ein Gas und die Wunde "schäumt". Und dann ist immer noch genug Zeit ins Krankenhaus zu fahren, wo der Chirurg die Wunde versorgen kann und eine Tetanusimpfung geben kann.

Trotzdem ist es uns lieber diese Impfung prophylaktisch durchführen zu lassen.


Jetzt haben wir grad, was die Tetanussituation angeht einen GAU. Luzie ist noch ungeimpft, und unser Grundstück ist voll mit Hochwasser. In dem Hochwasser schwimmt jetzt unter anderem auch der ganze Pferdemist mit rum. Und Luzie und Pelle rudern den ganzen Tag in ihrem Zinkwannenboot durch dieses Wasser. Seit gestern darf Luzie nicht mehr mit machen. Sie ist auf den Knien im Wohnzimmer gerutscht und ist direkt in einen Dielennagel, der durch die Bewegung der Holzdielen raus schaute, hineingerutscht. Jetzt hat sie eine tiefe gekammerte Fleischwunde am Knie.

Luzies Knie haben wir mit Cistrose behandelt und mit Calendulaessenz gesäubert und die Holzdielennägel haben Pflaster bekommen.

Glücklicherweise ist es heute recht kühl, so dass Pelle und Luzie sehr zufrieden damit sind, im Haus zu spielen.

Und ich bin immer noch nicht wirklich überzeugt davon, dass wir Luzie gegen Tetanus impfen lassen sollten. Denn unser Kinderarzt ist zwar auch für diese Impfung, seine Informationen sprechen aber nicht unbedingt für die absolute Notwendigkeit, was er auch selber sagt. Aber ich denke es ist sinnvoll, einfach weil Luzie immer eigenständiger wird und es nicht gegeben ist, dass Elvis oder ich wirklich noch alle Wunden zuverlässig behandeln und begutachten werden.



Freitag, 14. Juni 2013

Hochwasser VI [oversvømmelse seks]

Ohne Wasser.

Mit Wasser.



Wir haben heute morgen einen Bericht im NDR gesehen, indem der Verteidigungsminister gezeigt wurde. Er redete darüber wie toll seine Bundeswehr hier überall die Bürger beschützt. Das ist ja auch toll. Aber nach dem Bericht hatte man den Eindruck es wäre hauptsächlich die Bundeswehr die hier arbeitet. Bei uns vor der Tür war gar keine Bundeswehr. Die waren hinten, zwei Dörfer weiter am Sandsackfüllplatz. Bei uns waren jetzt Tag und Nacht das THW, die Freiwillige Feuerwehr und das DLRG (wieso eigentlich DAS? Es müsste doch DIE DLRG heissen...?). Die kamen aus ganz Deutschland. Die Feuerwehr z. B. aus Freiburg. Die haben wirklich durchgehend hier geackert. Das sind alles Menschen die ehrenamtlich arbeiten. Das heißt sie sind von zu Hause und von ihrer Arbeit weg gegangen um hier mitzuarbeiten. Das THW hat zum Beispiel 800 Hauptamtliche Mitarbeiter und die restlichen 799.200 Menschen sind Ehrenamtliche. Ein Feuerwehrmann hat erzählt, dass er selbstständig ist und jetzt gerade sein Betrieb geschlossen ist und dass es natürlich passieren kann, dass jetzt Kunden weggehen. Aber es war ihm wichtiger hierher zu kommen um zu helfen.

Lieber Mann von der Freiwilligen Feuerwehr: danke.


Donnerstag, 13. Juni 2013

Neue Lehrer [nye lærer]

Welch ein Glück. Im Dorf nebenan gibt es neue Bewohner. Ein Filmemacherpärchen. Und einer von beiden ist auch noch ein Nativespeaker Dutch. Wir unterhalten uns bisher auf Englisch. Aber ich hätte jetzt gerne sofort das Rosetta Stone für Holländisch. Ausserdem hat dieser neue Lehrer noch ein weiteres Hobby: Töpfern! Jetzt haben wir Nachbarn die Pelle alles über das Filme machen beibringen können, mit Pelle und Luzie töpfern und dabei auch noch Englisch und Holländisch sprechen.

Das Kennenlerngespräch war nett. Nachdem ich einiges über die Beiden erfahren hatte und dachte unsere Wahrheit ist bei denen gut aufgehoben sagte ich frei heraus, dass wir nicht zur Schule gehen. Daraufhin sagte der Filmemacher aus Holland, dass er das gut findet und dass man es Pelle und Luzie anmerkt, das sie sehr eigenständig und verantwortungsvoll wirken und dass sie hier ja auch gut aufgehoben sind, in einem Tonfall der klar machte, dass er nicht wusste, dass Deutschland das nicht so gerne hat. Also sagte der andere Filmemacher, der als erstes erwidert hatte, dass er das absolut richtig findet und dass er in der Schule nur Zeit verschwendet habe und sich mit 17 noch mal komplett alleine neu (aus)gebildet hat: it´s illegal. It is no option in Germany to send the children not to school.

Und der Holländische Filmemacher fragte mit einem so herrlich ehrlich-erstaunten Tonfall: why?

Die Beiden haben hier ein riesiges Bauernhaus gekauft und wollen dort auch ganz viel Raum zum kreativ sein einrichten. Ausserdem gibt es noch das Haus in Holland in das wir jederzeit gehen dürfen, wenn es uns hier grad zu warm wird.


Mittwoch, 12. Juni 2013

Hochwasser V [oversvømmelse fem]

In extremen Zeiten offenbaren sich die Menschen. Und ich mag manches davon gar nicht und finde anderes ganz herzerwärmend. Es wird geschimpft und gemutmaßt. Es sind natürlich alles Idioten die da die Pegelvorhersagen machen. Totale Volltrottel, die Fehler machen. Unverschämt. Und wir werden geopfert, weil es Pläne gibt unseren Landstrich zu fluten nur damit die nächsten größeren Städte nicht volllaufen. Frechheit. Gemeineinheit. Ungerecht! Und natürlich sind auch die Menschen die grad hier Tag und Nacht helfen und arbeiten Spinner und Wichtigtuer.

Ich könnte kotzen.

Ich finde solche Gedanken traurig und klein. Ganz klein.

Ich bin einfach nur froh, dass...

... wir heute in der Lage sind solche Pegel überhaupt ein paar Tage im voraus zu berechnen.
... sofort unglaublich viele - zum großen Teil ehrenamtliche und freiwillige - Einsatzkräfte hier vor Ort sind und die Nächte durch arbeiten.
... es in unserem hochtechnisierten und gut organisierten Land deshalb nicht um Leben und Tod geht, sondern nur um Hab und Gut.

Ich trete den Einsatzkräften mit Respekt und Hochachtung entgegen, auch wenn sie gerade unsinnige Order befolgen.

Ich tue das, was ich tun kann. Ich selber kann nicht bei der Deichverteidigung helfen, weil ich Minimum bei mir habe. So hat Elvis dann gestern 12 Stunden Deichwacht gehalten und ist mit anderen Dorfbewohnern Deichkilometer um Deichkilometer abgelaufen und hat geschaut ob es Ermüdungserscheinungen oder Verletzungen des Deiches gibt.

Es gab einen kleinen Fehlalarm, weil ein Ortsunkundiger Feuerwehrmann meldete, dass an einer Stelle Elbwasser aus dem Deich austritt. Das wäre sehr gefährlich. Allerdings war es nur das Qualmwasser. Das kannte er nicht. Puh. Ich hab kurz gedacht jetzt müsste ich alle gepackten Kisten doch noch alleine hoch schleppen. Elvis war ja bei der Deichwacht und ich war damit beschäftigt die Kisten wieder auszusortieren.

Jetzt zu der anderen, sehr schönen Seite. Seit das Hochwasser im Anmarsch ist, melden sich ständig Menschen die uns Unterstützung anbieten. Auf digitalem und analogem Wege erreichen uns noch immer Hilfsangebote. So hat zum Beispiel die Voltigierlehrerin von Pelle jeden Tag angerufen, um uns ihre Informationen weiter zu geben und um Plätze für unsere Tiere zu finden und vorzubereiten.



Montag, 10. Juni 2013

Hochwasser IV [oversvømmelse fire]

Entspannung? Die Pegelprognosen wurden vor einer halben Stunde neu ausgewürfelt. Bis grad eben gingen wir davon aus, dass das Wasser von jetzt 7.75 Meter weiter steigt auf 8.50 Meter am Donnerstag. Die neuen Zahlen sagen, dass es von jetzt an noch zehn Zentimeter weiter bis morgen früh steigt und dann weniger wird. Ob ich jetzt auf den Deich gehen und den Leuten vom THW, der Feuerwehr und der Bundeswehr das sagen soll?
Die machen gerade die letzte Lücke mit Sandsäcken voll.

Das Unglück der Anderen ist das Glück für uns. Wenn weiter unten an der Elbe Deiche brechen  und Städte und Dörfer voll laufen, kommt hier weniger an.

Wir haben heute unser Hab und Gut in Kisten verstaut und nach Oben getragen.

Die Kinder planschen im Qualmwasser.

Wir sagen DANKE den helfenden Händen.




Samstag, 8. Juni 2013

Hochwasser III [oversvømmelse tre]

Aufregende Zeiten. Eigentlich ist alles gut. Die Polizeibeamten, die mich jetzt immer auf den Deich begleiten sind durchweg der Meinung, dass wir das große Bohei hier der Bundestagswahl im Herbst zu verdanken haben. Eine komplette Hundertschaft beschützt gerade unseren Deich. Und weil die Jungs und Mädels nichts zu tun haben helfen sie uns beim Weidezaun umstecken. Ich bin heute morgen raus an den Deich zu unserem Zaun mit Minimum hinten auf dem Rücken im Tragedings. Hab den Jungs und Mädels im Polizeibus ein Moin Moin zugerufen. Nach zwei Minuten kam dann einer der Jungs zu mir und fragte, ob er mir helfen kann. Ich hab das erst mehrfach dankend abgelehnt und gesagt, dass es mir wirklich unangenehm wäre wenn jetzt Polizisten meine Arbeit machen würden. Aber der junge Mann blieb hartnäckig und das schlagende Argument war: ... ausserdem bezahlt ihr mich ja schon, dann kann ich auch hier mithelfen. Wir haben dann zusammen den Zaun abgebaut.

Gestern als ich mit Pelle, Luzie und Minimum kurz hinter den Deich gegangen bin, um die Massen von kleinen Fischen anzuschauen die dort in der überfluteten Wiese schwammen, kam auch sofort ein Polizeiauto angebraust. Die beiden Beamten haben dann 40 Minuten mit mit dort rumgestanden und den Kindern beim Plantschen zugeschaut. Sie haben die Order niemanden auf den Deich zu lassen, sind sich aber im Klaren wie unsinnig das hier bei uns ist. Da sie aber nicht wieder weggehen durften ohne uns entfernt zu haben, mussten wir uns eben lange gemütlich unterhalten. Und es war auch wirklich nett.

Jetzt gegen Abend ist es doch etwas mulmig. Denn heute ist das Wasser rasant gestiegen. Vor ein paar Stunden erschienen die ersten Pfützen auf unserer Hauskoppel. Jetzt geht es also los. Wir bringen weiterhin Dinge am und im Haus in Ordnung. Für das Qualmwasser, welches ja auf jeden Fall kommt, haben wir alles vorbereitet. Jetzt räumen wir noch im ersten Stock des Hauses den Bauschutt weg und machen sauber, damit wir wenns nötig werden sollte unser Zeug dort oben hinstellen können.

Heute wurden die Pegelschätzungen wieder nach oben geschraubt. Jetzt ist die gerade eingekehrte Ruhe wieder vorbei und alle arbeiten wieder ganz emsig.

Die Bundeswehr holt mit sehr gruselig aussehenden Wasserfahrzeugen dicke Stämme aus dem Wasser. Die könnten sonst einigen Schaden am Deich anrichten.



Hochwasser II [oversvømmelse to]

Heute kam die Bundeswehr. Und jetzt rollt hier ein Sandlaster nach dem anderen ins Dorf. Der Deich soll wohl ein paar Zentimeter höher werden. Allerdings werden die Pegelvorhersagen weiter nach unten korrigiert.
Und was das Qualmwasser angeht haben wir die Hoffnung, dass es schnell wieder verschwinden wird. Denn jetzt ist es hier richtig heiß. Und die Böden sind absolut trocken. Vielleicht fällt es ja sogar so gering aus, dass wir die dicken Ponys gar nicht weg bringen müssen.

Hochwasser I [oversvømmelse en]

So, die Vorbereitungen laufen. 
Die Stimmung ist... merkwürdig.

Die netteste Variante von dem was in den nächsten Tagen passieren könnte: Der Peak des Hochwassers zieht unter der Deichkrone vorbei, der Deich bleibt heil. So bald das passiert ist, wird auf unserer Seite des Deiches das Qualmwasser aufsteigen. Das war auch 2011 so. Dann wird sich unser gesamtes Land, ca. 6700 qm, mit Wasser füllen. Die Tiere bleiben so lange es noch trockene Stellen zum abgrasen gibt. So bald der Platz weg ist, bringen wir die Ponys zu einem Pferdezüchter zwei Dörfer weiter. Sein Hof liegt auf 11 Meter Höhe und kommt nur in Bedrängnis, sollte der Deich brechen. Aber dann werden hier eh alle evakuiert und für die Tiere werden Notplätze im Wald gebaut.
Was aber auf jeden Fall passiert, ist eben, dass unser Land unter Wasser steht und 6 Wochen lang nicht zu benutzen ist. Unser Haus, der Stall und der Innenhof sind auf einer kleinen Warft. Der Teil blieb 2011 trocken. Die Schafe behalten wir am Haus, bzw. im Innenhof. Wir haben heute morgen angefangen den Zaun vom Deich zurück zu nehmen und haben alles was nicht fest ist von der Wiese geräumt. Ich habe angefangen die Pflanzen aus dem Kräutergarten in Töpfe zu pflanzen, die werden dann alle im Innenhof unterkommen und hoffen, dass die Schafe sie nicht erwischen. Unser hübsches großes Rundzelt, welches eigentlich unser Sommergästezimmer sein sollte, werden wir abbauen müssen. Wir haben noch mehrere Raummeter getrocknetes Holz draussen liegen. Das müssen wir jetzt schleunigst rein räumen. 

Wikipedia sagt zum Thema Qualmwasser: Bei Hochwasser kann es an Deichen [...] zu einer Unterströmung kommen, insbesondere bei grobporigem, sandig-kiesigem Bodengrund. Durch den Wasserdruck des hohen Flusspegels wird der Deich dann von Grundwasser unterströmt. Es tritt häufig unmittelbar hinter dem Deich an die Oberfläche und bildet temporäre Flachgewässer. Dabei erfolgt der Wasseraustritt manchmal „brodelnd“ bzw. „qualmend“, weil im Boden eingelagerte Luft hochgedrückt wird. Landläufig nennt man dieses Phänomen daher Qualmwasser.

Unser Deich ist 8 Meter hoch. Zur Zeit sind für Sonntag Pegelstände von 833 vorausgesagt. Was das für uns heißt wissen wir nicht. Kommen dann ganz viele Leute und legen Sandsäcke auf den Deich und es bleibt beim Qualmwasser? Oder schwappt das Wasser einfach oben drüber? Und wie hoch würde dann das Wasser hier steigen? Das gab es hier noch nie...

Wir bereiten uns also innerlich darauf vor, dass das Wasser auch unser Haus erwischen könnte. Dafür müssen wir am Samstag im oberen Stockwerk aufräumen und sauber machen. Eigentlich wird da grad das Dach gedämmt und ein Zimmer gebaut. Deshalb ist da alles voll mit Zeug und Schutt. Das muss weg. Dann kommen zuerst alle Sachen aus dem Zeltgästezimmer nach oben. 

Dienstag, 4. Juni 2013

Das Wasser kommt [vandet kommer]

BANGE MACHEN GILT NICHT!
Ich habe heute erfahren, dass das Hochwasser uns auch erreichen wird. Und noch wesentlich höher steigen wird als vor zwei (oder sind es schon drei) Jahren. Unser Haus wird trocken bleiben (denke ich). Allerdings wird unser gesamtes Grundstück unter Wasser stehen. Jetzt müssen wir die Tiere evakuieren. Und ich muss alle Pflanzen im Kräutergarten wieder ausbuddeln. Nur den gepflanzten Apfelbaum bekommen wir wohl nicht mehr heil aus der Erde.

Es wird spannend werden. Die Deiche sind hier 8 Meter hoch. Und es ist ein Pegelstand von 7.90 Meter vorausgesagt. Das Hochwasser selbst ist für uns kein Problem, so lange der Deich hält. Unser Haus steht direkt vor dem Deich. Unser Problem ist das Qualmwasser. Wenn das Hochwasser auf der einen Seite des Deiches steht, drückt es auf der anderen Seite das Grundwasser nach oben. Dann sprudelt es hier einfach aus dem Boden heraus.

Wir haben viele Hilfsangebote unsere Tiere unter zu stellen. Das Wasser wird unsere Wiesen mindestens 6 Wochen fluten.

Für uns sind das relativ winzige Probleme. Unsere Voltigierlehrerin trifft es zum Beispiel härter. Ihre Familie hat einen landwirtschaftlichen Hof. Ihnen wurde jetzt mitgeteilt, dass die bestellten Felder nächste Woche geflutet werden. Man flutet hier absichtlich große Flächen (Polder) um den Fluss zu entlasten. Jetzt können sie die Mais- und Rapsfelder höchstens noch schnell Häkseln und das Zeug dann an eine Biogasanlage verkaufen. Die Kartoffelfelder sind dagegen hoffnungslos verloren. Und allen anderen Landwirten geht es ähnlich.

Dagegen sind unsere Probleme nur Kosmetik. Trotzdem bin ich in einem Schockzustand und muss jetzt schnell alle Tiere und Pflanzen gut unterbringen. Einen Pferdeanhänger leihen, Heu besorgen (eigentlich stehen die Schafe auf der Wiese und füllen sich den Bauch mit grünem Gras, wenn wir die Schafe am Hof behalten und in unseren Innenhof umsiedeln, müssen sie Heu fressen). Mir schwirrt der Kopf...

aber: BANGE MACHEN GILT NICHT!

Hier sind Bilder vom Januar 2011. Da hatten wir nur ein Pony, welches eigentlich mit den zehn Nachbarponys auf einer Wiese lebte. Die Nachbarponys wurden damals sehr weit weg evakuiert. Das war uns unheimlich also haben wir uns entschieden, das dicke Pony mit den Schafen zusammen in den Innenhof zu stellen. Da dachten wir allerdings auch noch, dass so ein Hochwasser ja nach ungefähr zwei Wochen wieder weg ist. Dass es aber eher 6 Wochen dauert bis das Wasser wieder geht, hatte uns niemand gesagt.




Das wo der zottelige Hund im Wasser steht ist im Moment noch die Ponykoppel.


Montag, 3. Juni 2013

Mit den Wölfen heulen [man må hyle med de ulve]





Erst das Video anschauen und dann hier weiter lesen...


Mädchen wollen manchmal nur gehört werden. Wenn der Partner dann mit konstruktiven Lösungsvorschlägen kommt nervt das beizeiten sehr. Ich hab Elvis oft in so einer Situation gesagt, dass er doch bitte einfach nur mal zu hören soll und mich einfach nur bestätigen soll in meiner Wahrnehmung, dass z. B. XY ein Arsch ist. Er soll mit den Wölfen heulen. Mit mir. Ich bin die Leitwölfin. Aber Männer gehen lieber los und reparieren Dinge.

Notiz für die Genderpolizei: Ich bin kein Freund von diesen Männer sind vom Mars und Frauen von der Venus-Theorien. Und mein Sozialpsychologieprofessor hat es vor Jahren (komplett betrunken in der Vorlesung) ganz gut getroffen mit: "Das Kapitel in ihrem Lehrbuch zur Evolutionspsychologie können sie bitte herausreissen und wegwerfen. Das ist alles Quatsch. Keiner von uns war damals dabei. Deshalb können wir gar nicht wissen, ob die Frauen die Beeren gesammelt haben und die Männer die Bären.". Trotzdem gibt es Falldarstellungen, in denen man sich sehr passend gezeichnet fühlt. In meinem Freundeskreis gibt es Mädchen weiblichen geschlechts und Mädchen männlichen geschlechts und Kerle männlichen Geschlechts und Kerle weiblichen geschlechts. Alles dabei.