Samstag, 10. August 2013

iPad-Tag [iPad-dag]


Bisher gab es bei uns alle Medien absolut zur freien Verfügung. Pelle und Luzie konnten so viel und so lange sie wollten DVDs auf dem Rechner oder Filme auf dem iPod und dem iPad schauen, Hörspiele und Hörbücher im CD-Player oder auf dem iPad und dem iPod hören. Pelle hat ab und an auch mit den anderen Funktionen seines iPods experimentiert. Er hat etwas auf die digitalen Notizzettel geschrieben, die Weckertöne ausprobiert (andauernd und immer wieder), sich den Wecker gestellt und so Zeug eben. Luzie hat hauptsächlich Pipi Langstrumpf geschaut und Schubiduuh das Schlossgespenst gehört. Beide haben immer wieder Phasen gehabt in denen sie fast den gesamten Tag z. B. Magic Schoolbus geschaut haben. Wir haben 53 Folgen davon für die iPods. Da die beiden absolute Draussenkinder sind, wurde der Medienkonsum nie so wirklich zeitintensiv. Nach einem Tag Filme schauen kamen immer Tage und Wochen ganz ohne.

Internet gabs nur für Elvis und mich.

Wenn Pelle und Luzie an die Geräte gehen, schalten sie den Flugmodus ein, kappen also jede Verbindung ins Internet.
Es wird die Zeit kommen wo sie das nicht mehr tun werden, weil sie beschliessen, dass sie sehen wollen was es da draussen so gibt. Noch ist es nicht so und Pelle hat nur ein mildes Lächeln und ein "Boahr MAMA!" für mich übrig, wenn er mal alleine zu Hause bleibt und ich ihm im Weggehen noch zurufe, dass er seine Zeit gut nutzen, ins Internet gehen, uns arm kaufen und Harry Potter III schauen soll. Bisher bleibt der Flugmodus an und Harry Potter III steht noch an der selben Stelle in der Speisekammer wo ich ihn deponiert habe. Noch. Irgendwann werden sie entscheiden, dass es Zeit ist eigene Wege zu gehen. Das hat übrigens nichts mit Vertrauen zu tun. Da kann ich ihnen vertrauen so viel ich will (dass sie sich an meine mütterlichen Wünsche halten). Sie werden eigene Entscheidungen treffen müssen. Dann sind wir da, um sie zu begleiten oder aufzufangen. Je nach dem was sie dann brauchen und möchten.

Jetzt gab es kürzlich zwei Änderungen. Zum einen stand Minimums Geburt an und ich mag das Rechnergedusel nicht in der Nähe des Winzlings haben. Und wir haben die ersten Spiele auf den Geräten installiert.

Digitale Spiele haben einen unglaublich großen Einfluss auf die Neurotransmitter. Die wirken wie Belohnungskanonen im Gehirn. Ständig macht der Spieler kleine Lernschritte, hat große Erfolge, kommt weiter. Die Hindernisstufen sind immer gerade so schwierig, dass es spannend ist, aber der Erfolg nicht ausbleibt. Da wird jedes Mal eine Dusche mit Glücks- und Zufriedenheitshormonen ausgelöst. Kein Wunder, dass Elvis und ich vor Pelles Geburt nächtelang als Paladin und Sorcerer durch die Dungeons zogen. Das ist toll. Macht riesig Spaß. Fesselt einen.

Wir haben uns also hingesetzt und beraten. Pelles Vorschlag war, dass er jeden Abend zwanzig Minuten spielen könnte. Aber ich finde zwanzig Minuten sind gar nichts wenn man in ein Spiel versinkt. Also haben wir uns auf einen iPad-Tag pro Woche geeinigt. Ein Tag in der Woche darf so viel geschaut und gespielt werden wie die kleinen Leute wollen. An den anderen Tagen wird nur gehört. Bisher funktioniert das ganz gut.

Es gibt natürlich Ausnahmen. Wie z. B. heute. Wir haben gerade eine Animationsapp (Flip it!) installiert und die wird jetzt von allen Familienmitgliedern getestet. Pelle zeichnet seit zwei Stunden kleine Daumenkinogeschichten. Also haben wir den iPad-Tag (der eigentlich erst nächsten Dienstag ist) halbiert und machen heute die hälfte davon. Luzie nutzt das, um Pipi Langstrumpf zu schauen. Elvis hat gerade das Monopolyspiel wieder weggeräumt. Das wird dann eben morgen (weiter) gespielt.

Ergänzend noch das Medienverhalten von Elvis und mir: Filme und Serien schauen wir immer erst wenn die kleinen Leute schon schlafen. Hauptsächlich weil wir meistens Sachen schauen, die absolut nicht für Kinderaugen, Kinderohren und Kinderköpfe gemacht sind (The Walking Dead, True Blood, Haven, Fringe, Dexter, Warehouse13 etc.) und auch weil ich gerne Feierabend habe wenn ich was schaue. Spiele spielen wir bisher nicht im Beisein der Kinder. Elvis spielt die wenn er nicht zu Hause ist - als Pendler hat man eine Menge Zeit dafür. Wir sind aber beide fast ständig im Internet oder zumindest am Rechner. Wir arbeiten inmitten des Familienlebens, recherchieren Sachen, programmieren, Elvis macht Musik, wir schauen alte Fotos an, schreiben Texte oder schauen uns an was in der Welt so passiert. Die Rechner sind also ständig in Betrieb. Das ist allerdings eher das Herbst- und Winterprogramm. Wenn es warm ist, sind wir ja fast immer draussen - ohne Rechner.



Freitag, 9. August 2013

Es ist relativ [det er relativt]

„Ich bin der einsamste Mensch auf der ganzen Welt“ sagte Pelle gestern abend. Wie kam es dazu? Erst war Pelle im Zirkuscamp mit 40 anderen Kindern Jeden Tag, Jeden Morgen, Jede Nacht. Dann war sein Freun Andrasson für ein paar Tage hier. Die letzten fünf Tage dann sein Freund J. Jonasson. Der ist gestern früh abgereist. Eine Stunde später standen dann zwei Freunde vor der Tür und blieben den ganzen Tag zum Spielen. Und Abends fiel Pelle dann in ein Loch. Tourloch heißt das bei Musikern. Die fahren drei Wochen durchs Land, stehen fast jeden Abend auf der Bühne und werden angehimmelt, tagsüber gibts dann noch Leute von Funk und Fernsehen die an einem Interesse haben. Nach den Konzerten gibt es nette Aftershowparties. Und dann kommt man nach drei Wochen Halligalli zu Hause an, wacht am nächste morgen allein in der Wohnung auf, schlurft in die leere Küche und landet sehr hart im unspektakulären Alltag. Pelle meint es gehört so, dass mann abends nachdem Bettfertigmachen noch mit einem Freund zusammen Comics lesen kann. Und dass morgens direkt nach dem Aufwachen jemand zum Legospielen da ist. Wenn das nicht möglich ist, ist man wohl ein wirklich einsamer Mensch.