Freitag, 31. Juli 2015

Outdoor College [udendørs kollegium]











Falls Ihr zufällig 14.000 Euro übrig habt und ein Kind, welches gerne zu Anfang der 9. Schulklasse für sieben Monate ins Outdoor College nach Norwegen gehen möchte - hier entlang: Outdoor College.

Montag, 27. Juli 2015

Kinder im Netz II [børn på nettet II]

Damals... als Pelle noch winzig war und ich Medienpsychologie studierte, war für mich klar: es wird nur einen internetfähigen Rechner in der Familienküche geben. Eigenen Internetzugang gibts erst mit 16 Jahren. Ein Kind unbegleitet ins Internet zu lassen ist als würde man die auf die Reeperbahn zum Spielen lassen.

Sehr schön dazu auch dieses Filmchen von Klicksafe:




Der Film ist mittlerweile 10 Jahre alt. Und immer noch finde ich, dass er genau das beschreibt was ich Eltern mitgeben möchte.

Und ich stehe auch immer noch zu 100% zu meiner damaligen Aussage.

Tja... das Problem ist nur, Pelle hat seit seinem 11. Geburtstag bereits ein iPhone. Aber wer konnte denn auch 2005 ahnen, wie die Welt heute aussieht. Dass Preteens das Internet in der Hosentasche mit sich rum tragen, war vor zehn Jahren für mich undenkbar.

Ich glaube das allerwichtigste ist nach wie vor für die Kinder da zu sein. Ihnen immer zur Verfügung zu stehen, wenn sie etwas besprechen wollen. Am Ball zu bleiben. Nicht aufdringlich bitte. Aber verlässlich.

Wir können nicht jeden Schritt von Pelle im Internet begleiten. Das ist heute unmöglich. Um so wichtiger ist es informiert zu sein und reagieren zu können wenn etwas merkwürdig ist.

Vorletzten Monat durften wir dann eine Mobiltelefonrechnung von 60 Euro und eine eben so hohe Festnetztelefonrechnung bezahlen, weil Pelle das mit den Flatrates missverstanden hatte. Lehrgeld.

Weg 2



Für A.: Südfranzösischer Atlantik.

Montag, 20. Juli 2015

Persistierende Erregungsstörung [vedholdende ophidselsesforstyrrelse]

Manchmal begegne ich spannenden Themen, bei denen ich denke, dass sie vielleicht Jemanden da draussen auch interessieren. Das Thema, welches jetzt kommt, ist aus der Stillberatung. Deshalb ist es vielleicht für Betroffene und vor allem auch für Kolleginnen wichtig zu kennen.

Der Fall: eine Mama tut sich schwer mit dem (Langzeit-)Stillen, da die Berührungen der Brustwarzen bei ihr immer auch sexuelle Empfindungen auslösen. Immer. Es ist anstrengend die beiden Themen von einander zu trennen. Es ist extrem unangenehm.

Mir als Stillberaterin war das Thema neu. Ich kann mich nicht erinnern, das in der Ausbildung gehabt zu haben. Ich hab auch in meinem Fachbuch dazu nichts gefunden.

Nachforschungen haben dann ein größeres Problem gezeigt. Die ungewollten sexuellen Empfindungen sind nicht auf das Stillen beschränkt. Nur da war es eben akut und problematisch. Diese Empfindungen sind mehr oder weniger immer da und extrem belastend.

Mich erinnert das ganze Störungsbild sehr an die Trigeminusneuralgie, bei der der Gesichtsnerv überreagiert. Das verursacht extreme Schmerzen. Und das Problem ist nicht mal zu beenden indem man den Gesichtern kappt oder entfernt. Irgendwie reagiert das gesamte Nervensystem verwirrt. Und das selbe kann offensichtlich auch dem Nerv passieren der für die sexuelle Stimulation zuständig ist.

Es gibt einen guten Fachtext und einen Wikipediaartikel zu dem Thema.

Da diese Problematik offensichtlich mit viel Schamgefühl belastet ist, ist das Internet – und somit dieser Blog – vielleicht hilfreich.

Und vielleicht spricht ja mal eine Mama in der Stillberatung solch ein Problem an und die informierte Stillberaterin kann behutsam nachfragen, ob das Problem auch ohne Stillen besteht...

Freitag, 17. Juli 2015

LeFloid [lefloid]

Kennt Ihr LeFloid?
Der kommentiert aktuelles Geschehen in seinem Youtubekanal, fordert seine Zuschauer immer zum Dialog auf und stellt sich diesem dann auch zuverlässig.

Hier ein Beispiel (das ist erst was für Teens oder Preteens, da er durchaus auch schwierige Themen anspricht):



Ich mag den. Auch wenn er an manchen Punkten eine andere Meinung hat als ich. Ich werde Pelle das empfehlen. Unsere Kinder sollen ja auch nicht nur unsere Meinung wiederkäuen - das wäre ja schrecklich. Und bei LeFloid bekommt der Zuschauer, mal eben einige Themen kurz und knapp  serviert. Danach gibts bestimmt spannende Gespräche am Familientisch.

Schaut Euch ruhig noch ein paar seiner Videos an.




Und dann, dieses hier. Das ist von der republica letztes Jahr:



Lustig, oder? Der heißt in echt Florian Mundt und ist angehender Psychologe. Und durchaus schlau und kann auch ganz normal reden.

Warum ist es wertvoll für (ältere) Kinder ihm zu zuhören? Das beantworteten Johnny und Tanja Haeusler in ihrem Vortrag über die TINCON auf der diesjährigen republica. Es ist IMMER wichtig Informationen aus erster Hand zu bekommen. Deshalb sind Youtuber, die von ihren eigenen Erfahrungen im Internet oder mit Computerspielen berichten, viel authentischer als irgendwelche Lehrer, die mal eine einwöchige Fortbildung zum Thema Medienkompetenz absolviert haben.

Ich habe vorletztes Jahr einen Vortrag von Jemandem gehört, der kürzlich in der Gegend um Tschernobyl war. Er hat eine Menge Fotos gezeigt und Geschichten erzählt. Das war gruselig. Das hat mir Gänsehaut gemacht. Und war viel eindrücklicher und damit wertvoller als alle Projektwochen zusammen die ich je in der Gesamtschule erlebt habe.

Informationen aus erster Hand eben.

Jetzt kam es dazu, dass die PR-Leute um Frau Merkel herum, beschlossen haben auch mal Kontakt zu den jungen Menschen in Deutschland auf zu nehmen. Und dafür haben sie sich LeFloid ausgesucht.

Hier jetzt also sein Interview mit Frau Merkel.



Da kann man sich jetzt einige Gedanken zu machen. Sich wundern, ärgern, über den einen oder die andere. Ich habe viele Reaktionen zu dem Interview gelesen. Und die beste – für mich – ist die von Johnny Haeusler in der WIRED: Ärgert Euch nicht über LeFloids fragen – ärgert Euch über Merkels Antworten! und seine Ergänzungen in seinem eigenen Blog Spreeblick.

Donnerstag, 16. Juli 2015

Montag, 13. Juli 2015

Eine Insel [en ø]

Wir waren auf einer Insel. Da kommt man nur mit dem Autozug hin. Vier Tage ausruhen. Das war gut. Die drei Deichhauskinder (... das Wort Kind trifft auf Pelle irgendwie nicht mehr wirklich zu) waren von morgens bis abends mit der Tierwelt beschäftigt. Eigentlich waren wir dort um Elvis beim Filmdreh zuzuschauen. Aber unsere Kinder finden Einsiedlerkrebse spannender als Kameraleute. Minimum steckte die ganze Zeit in einer Mixtur aus Panik, Begeisterung und anfassen-wollen fest. Große Strandkrabben wohin man auch trat, Schnecken, Muscheln, Möwen und Quallen. Luzie ging am ersten Tag kurz verloren, weil sie vom Haus allein zum Strand wollte und den falschen Dünenweg nahm.

Pelle ging am zweiten Tag quasi verloren, nachdem er auf dem Nachhauseweg im Watt einen Einsiedlerkrebs ohne Behausung gefunden hat. Er wühlte also zwei Stunden lang im Watt rum und bot dem Hauslosen Tierchen verschiedene Immobilien an. Aber der lehnte alle ab. Pelle hat sich erst nach sehr langer Zeit damit abgefunden, dass der Krebs sein Haus wohl selber suchen will. Wir saßen derweil auf den Steinen einer Buhne am Strand und passten auf, dass die Flut Pelle nicht den Rückweg abschneidet. Gegen 23.00 Uhr konnten wir dann endlich zu unserem eigenen Haus gehen.

Es war komisch dort Urlaub zu machen wo andere wohnen. Weil wir ja selber dort wohnen wo andere Urlaub machen. Wenn ich also zwischen den schönen Reetdachhäusschen entlang lief und mir Haus- und Gartendinge anschaute, wusste ich ja genau wie es ist, wenn jemand uns und unsere Dinge anschaut...

Samstag, 11. Juli 2015

Kinder im Netz [børn på nettet]

























Bei Johnny Häusler gab es letztens ein Gespräch darüber, ob und wenn ja, wie wir unsere Kinder mit ins Netz nehmen. Da gab es Leute die Fotos von ihren Kindern nur ohne Gesicht zeigen, welche die ihre Kinder nie zeigen, welche die ihre Kinder nicht erwähnen usw.

Es ging um die Selbstbestimmtheit der Kinder. Welche Babyfotos sich in 20 Jahren noch finden lassen, wenn die gerade in den Vorstand bei Mercedes-benz gewählt wurden und ähnliches.

Eine Möglichkeit fehlte aber. Unsere. Ich bleibe einfach im Netz mit der gesamten Familie anonym. Wir zeigen völlig frei alle möglichen Bilder von uns und unseren Kindern. So lange die nicht im Zusammenhang mit den Klarnamen der Kinder oder uns auftauchen, kann auch niemand die Babyfotos von Pelle finden.

Dass das noch nicht hundert prozent funktioniert, liegt daran, dass auch wir anders angefangen haben. Natürlich kann Jemand der ein bisschen was weiß, schnell unsere echten Namen heraus finden und diese in Zusammenhang mit den Gesichtern auf den Fotos bringen. Das muss mir jetzt auch niemand beweisen. Aber für die Zukunft ist genau das unser Plan und auch das was wir unseren Kindern im Moment sagen. Die Netzperson ist ein Pseudonym und sollte nur sehr schwer mit der Person im echten Leben in Verbindung gebracht werden können.

Ich hab dafür mehrere Ichs.

Ich will hier jetzt auch gar nicht die Diskussion aus Johnnys Blog weiter führen, ich wollte nur unsere Version ergänzen.

Und ich stelle natürlich nie Bilder ins Netz ohne das Einverständnis der abgebildeten Person.

Mittwoch, 8. Juli 2015

wieder hier [her igen]

























Wir sind wieder hier. Was in den letzten Monaten geschah erzählen wir demnächst vielleicht ausführlich. Die Kurzfassung geht ungefähr so:

Denunzianten zeigen uns beim Jugendamt an, und statt dass – wie beim letzten Mal – eine Mitarbeiterin mit Menschenverstand vorbeikommt und feststellt, dass unsere Kinder in einem echten Bullerbü leben...

... geraten wir in einen Machtkampf mit einer komplett hirnbefreiten, minderwertigkeitskomplexgestörten, missgünstigen Person, die ich hier mal liebevoll Prusseliese nennen werde. Allerdings bekommt sie diesen Namen nur, weil in meinem Leben einfach kein Platz für echte Arschlöcher ist und ich sie deshalb etwas verklären möchte.

Dieses Zusammentreffen mit einer menschlich und fachlich völlig inkompetenten Person hatte zur Folge, dass wir im März vor dem Familiengericht (Kindeswohlgefährdung) standen, wo die Prusseliese zwei Stunden lang von der Richterin abgewatscht wurde, weil diese dankenswerterweise schon aus der Aktenlage geschlossen hatte, dass es unseren Kindern ganz hervorragend geht (O-Ton: "Dem Kind ging es doch ohne Schule SOGAR BESSER!") und es offensichtlich einzig und allein um eine Machtdemonstration von seiten der Prusseliese ging. Da die Richterin sich nicht als Werkzeug für solcherlei Spielchen sah, war ihr Tonfall gegenüber der Prusseliese dann auch sehr deutlich. Das wäre sogar lustig gewesen, wenn es nicht um unsere Kinder gegangen wäre – da verstehen wir keinen Spaß.

Da die Prusseliese wirklich auf allen Kanälen versucht hat uns zu beweisen, dass sie irgendwie Einfluss auf unser Leben nehmen kann, kam dann noch das verwaltungsrechtliche Verfahren (Ordnungswidrigkeit wegen nichterfüllung der Schulbesuchspflicht), an dessen Ende wir das Bußgeld von 380 Euro bezahlt haben, da unser Anwalt lediglich eine Niederlegung – keinen Freispruch – hätte erwirken können und dann hätten wir die Anwaltskosten trotzdem tragen müssen, die höher wären als das Bußgeld. Also schrieb unser Anwalt der Rechtsabteilung: "Diese Bescheide sind rechtswidrig. Wenn meine Mandanten keine Einsprüche dagegen einlegen, dann erfolgt dies ausschließlich aus ökonomischen Erwägungen. Auch im Falle der Bestandskraft sitzen Sie (zwar formell, aber) nicht materiell im Recht."

Das waren also fünf echt anstrengende Monate mit unglaublich viel Papierkram, Arbeit, Kosten, Terminen, Telefonaten, Herzrasen, Unglauben, Wut und Zorn.

Das problem des Deutschen Jugendamtsaparates, welches auch auf Europaebene immer wieder kritisiert wird, ist, dass da schlecht qualifizierte Menschen zu viel Macht haben. Zwar gibt es quasi schützende Instanzen, die ja auch z. B. in Form der Familienrichterin, gut funktioniert haben. Aber wir haben trotzdem gerade ein halbes Jahr unseres Lebens verloren. Die Kinder haben wirklich gelitten. Wir haben natürlich so gut es ging den Druck von ihnen fern gehalten, aber die wissen ja eh wie es uns geht und müssen das mittragen.

Luzie sah das mal wieder eher pragmatisch: "Pelle! Das ist doch voll cool wenn Mama und Papa ins Gefängnis müssen. Dann können wir ALLES allein entscheiden. Wann wir ins Bett gehen, was wir essen... Das ist doch ganz großartig!"

Es gibt einige Erkenntnisse aus den letzten Monaten. Zum Beispiel, dass vom Gesetzgeber aus alle Tätigkeiten des Jugendamtes ANGEBOTE (es steht uns Familien absolut FREI diese anzunehmen oder abzulehnen!) an Familien sind. Das Sozialgesetzbuch VIII beschreibt die Aufgaben des Jugendamtes. Und bevor nicht ein Familiengericht beschlossen hat, dass in eine Familie eingegriffen werden muss (und in einem Verfahren dann dem Jugendamt Befugnisse erteilt), hat das Jugendamt ÜBERHAUPT KEINE Rechte. Deren Tonfall ist natürlich ein ganz anderer, und deren selbstverständnis beschämenderweise wahrscheinlich auch. Wenn ihr also mal mit solchen Menschen aneinander geratet und euch sicher seid, dass euch nichts vorzuwerfen ist, dürft ihr die einfach ignorieren. Wenn bei uns noch mal welche dieser Art auftauchen sollten, werde ich sofort die Polizei anrufen und denen sagen, dass ich gerade von Verrückten belästigt werde.

Ich will auch gar nicht alle Sachbearbeiter in einen Topf werfen. Wir haben ja auch schon welche kennengelernt, die wirklich schlau sind. Aber die Anzahl an Vollidioten und/oder Duckmäusern ("Ich verstehe ja wieso sie das getan haben und ich persönlich finde ihren Weg ja auch richtig, aber ich kann da wenig ausrichten") ist einfach zu groß.

Was leider bei all den negativen Begegnungen sehr aus dem Blick gerät, ist, dass wir auch unglaublich tolle Menschen getroffen haben. Unser Anwalt ist ein echter Zauberer, die Familienrichterin war großartig und einige Freunde und andere, uns vorher völlig fremde, Menschen haben ganz unfassbare selbstlose Hilfe geleistet.

Wir sind also mit einem tiefblauen Auge aus der Schlacht gekommen. Gemeinerweise ist Recht haben und Recht bekommen wirklich nicht das selbe. Und JA, wir sind sehr sehr froh in einem Land wie Deutschland zu leben, aber wenn einem dann immer wieder Menschen begegnen, die wegen der sehr kleinteiligen behördlichen Vorgaben, völlig die eigene Denkleistung aufgeben, ist das traurig.

Und eine weitere sehr bedrückende Erkenntnis bringen wir mit: Wir konnten uns wehren. Zum einen hatten wir den Hintergrund (Kenntnisse der Sachlage und Großeltern mit Geld) uns sofort den wirklich perfekten Anwalt leisten zu können, wir sind eine Vorzeigefamilie, Elvis und ich sind Profis im Präsentieren und Performen und wir sind geschickt darin mit Menschen umzugehen. Das sind die Gründe weshalb uns die letzten Monate nicht zerstört haben. Andere Familien oder Leute die nicht mit diesem oder ähnlichem Equipment ausgestattet sind, wären vielleicht kaputt gegangen. Das ist super traurig.

Wir danken Euch für die Mails in den letzten Monaten und die netten Nachfragen.