Montag, 28. September 2015

Freilernerfestival [friuddannelse festival]


Das Festival, welches Septrè veranstaltet, heißt in Wirklichkeit Schulfrei Festival. Allerdings finde ich es immer störend, dass in dem Namen das Wort Schule vorkommt. Wir wollen ja eigentlich ein Leben ohne Schule. Und dann gestehen wir dieser Institution einen so prominenten Platz zu?
Ausserdem hat Jesper Juul, als ich ihn gefragt habe, ob ihm der Begriff Antipädagogik geläufig sei, unter anderem geantwortet "Wieso müssen die Menschen immer GEGEN irgendwas sein? Es ist doch viel schöner FÜR etwas zu sein!".
Und das fällt mir jedes mal ein, wenn ich das Festivallogo sehe. Da sollte eigentlich Freilerner Festival stehen. Die Jungs und Mädels von Septré werden ihre Gründe für den Namen gehabt haben. Da will ich auch gar nicht mosern. Aber ich nenne es für mich lieber Freilernerfestival.

Freitag, 25. September 2015

Anstand [anstændighed]

Paul Watzlawik. 1987. Ganz großartig.

Anständigkeit ist ansteckend. Das beschreibt Paul Watzlawik am Ende.




Und dann Vera F. Birkenbihl. Die Großartige.

Übertragungseffekt oder Guter-Samariter-Effekt. Wer es eilig hat: ab 37:40  spricht sie darüber.

Mittwoch, 23. September 2015

Gewalt? Ohne mich! [vold? uden mig!]

Es gibt eine sehr einfache klare Kampagne, die ich hier gerne unterstützen möchte.
Es geht einfach nur um die Feststellung, dass wir unsere Kinder nicht gegen ihren Willen in die Schule bringen wollen/sollen. Wir sind ja sowieso per Grundgesetz dazu verpflichtet sie gewaltfrei zu erziehen. Unterstützen kann jeder die Aktion, indem er ein Foto ohne irgendwelche Angaben zur Person dort hin schickt. Das war's.
Zu der Kampagne kommt ihr entweder über das Foto oder den folgenden Link: www.gewaltohnemich.de




Montag, 21. September 2015

Zurück [tilbage]

Wir sind wieder hier.
Vier Tage mit einer Flut an Informationen. Seit Pelle auf der Welt ist versuche ich konkrete Informationen zum Freilernen in Deutschland zu bekommen. Vor acht Jahren am Computer in Hamburg habe ich nichts dazu gefunden. Es gab nur grob beschreibende Berichte. Die Neubronners waren zu der Zeit oft im Fernsehen. Aber ich konnte keinen konkreten Handlungsanweisungen, Tips oder eben Menschen die genau das tun was ich auch vor hatte, finden. Es gab nur nebulöse Halbaussagen und ein paar echte Fehlinformationen.

An der Freien Schule habe ich dann das erste mal eine Familie getroffen, die das tatsächlich gemacht haben. Immer wieder mal habe ich dann Menschen kennengelernt die ihren Kindern ein Leben ohne Schule ermöglicht haben. Ich hab immer versucht so viel Informationen wie möglich zu bekommen.

Nicht über das Lernen oder so. Da weiß ich, dass das einfach passiert und kenne meine Grenzen, Wünsche und Kompetenzen. Da bin ich sehr gut versorgt.
Aber eben die ganz konkrete praktische Umsetzung: Schulbehörde, Jugendamt, Meldebehörde, KFZ-Zulassungsstelle, Krankenkasse, Finanzamt u.s.w.

Es gab keine echten Infos. Und keine Kontakte zu anderen Familien. Zum einen liegt das daran, dass alle so unterschiedlich sind. Deshalb gibt es wenig allgemein gültige Ratschläge. Dann sind die Freilernerfamilien auch meist wirklich sehr beschäftigt. Es gibt zwar viele Versuche im Internet, diese Familien zu versammeln, aber so richtig gut klappt das nicht. Seit ein paar Jahren gibt es zumindest immer mehr Familien die Blogs schreiben. So kann man zumindest die individuellen Wege ein bisschen mitverfolgen. Wobei natürlich alles nicht legale meist ausgespart wird.

Unser Sommer in Portugal bot zum allerersten mal wirklich ein reichhaltiges Angebot an Geschichten und Informationen. Wir haben viele Familien kennengelernt, die sich Zeit genommen haben, uns ihr Leben zu zeigen und meine vielen Fragen beantwortet haben.

Nachdem ich im Winter diesen Jahres, wegen unserem Gerichtstermin und der angedrohten teilweisen Sorgerechtsentziehung, einen Haufen wichtiger Informationen selber zusammen gesammelt habe, war der Sommer mit den vielen Erfahrungsberichten jetzt quasi der zweite Lernblock.
Der Sommer hatte aber die Überschrift "wie ist Freilernen in Verbindung mit Auswandern nach Portugal möglich".

Da war das Schulfreifestival jetzt wieder ganz anders. Wir konnten vier Tage lang mit 450 anderen Menschen die ganze Vielfalt der Freilernermöglichkeiten von deutschen Familien besprechen.

Unser Anwalt war auch dort und hat einen Vortrag gehalten. Das Festival glich einem Kliententreffen von ihm.

Luzie hat einen Stick-Workshop angeboten. Schon als wir am Donnerstag ankamen, warteten Interessenten auf sie. Wir packten das Material aus und schwupps, waren alle ganz entspannt dabei und nebenher gab es die ersten sehr informativen Gespräche. Das war ganz großartig. Die gesamten vier Tage waren immer Menschen mit den Stickrahmen beschäftigt und haben ganz viele unterschiedliche Dinge gestickt und sich ausgetauscht über die Techniken und eben nebenher Gespräche über das Freilernerleben geführt. Das Sticken erzeugt so eine angenehme Tiefenentspannung, das war echt schön. Vor allem weil ich das so nicht wusste oder geplant hatte.
Luzie hatte auch sehr schnell eine Kollegin, die nach kurzer Anlernphase direkt eingestellt wurde.

Pelle und Elvis kamen am Samstag nach und haben einen Workshop zum Thema Freilerner Digital angeboten. Wir hatten alle Geräte, Programme und Apps, die wir in den letzten Jahren getestet und für gut befunden haben, dabei. 

Beide Workshops werden wir nächstes Jahr wieder anbieten. Das war wirklich gut. Einer meiner Hauptgedanken war, dass ich es eine wichtige Erfahrung für die Kinder finde, sich selbst als kompetent und 'Teil des Ganzen' und eben nicht nur als Konsument zu erleben. Pelle hat seinen Job als Workshopanbieter auch echt gut gemacht, sich dann aber auch noch ein anderes Aufgabenfeld gesucht und mit zwei Freunden zusammen die Bar übernommen. Luzie ist in ihrem Stickworkshop geblieben und fühlte sich da sehr verbunden und verpflichtet, so dass ich sie ab und an ganz offiziell freistellen musste, damit sie auch guten Gewissens an anderen Angeboten teilnehmen konnte. Eigentlich war ihr Workshop nur für zwei Stunden pro Tag geplant, aber es wurde eben die ganze Zeit gestickt.

In dem Text tauchen jetzt Variationen des Wortes 'Information' extrem gehäuft auf. Aber genau so waren Portugal und das Freilernerfestival auch. Jahrelang gab es nur Wasser und jetzt wurden wir quasi mit Saftkonzentrat übergossen. 

Donnerstag, 17. September 2015

Schulfrei [skolefri]

Wir sind dann mal kurz weg. Heute beginnt das Schulfreifestival. Bis Sonntag treffen wir also ganz viele andere Freilerner. Das Festival ist schon seit längerem ausverkauft, leider. Das Interesse scheint groß zu sein, gut.

Fürs nächste Jahr könnt ihr euch ja schon mal die Homepage merken: Schulfreifestival von Septré.

Dienstag, 15. September 2015

Hoppla [hoppla]

Hoppla. Jetzt ging alles ganz schnell. Wir haben uns entschieden die beiden großen Ponies zu verkaufen. Statt den beiden jungen fordernden Talenten, wollten wir ein älteres genügsames Handtaschenponie zu June dazu kaufen, welches auch zufrieden damit ist, auf einer Wiese rum zu stehen wenn wir Deichhausmädchen mal ein paar Monate in Südeuropa sind.

Bei den Schafen hatten wir die Hoffnung aufgegeben, dass es mit einem gemeinsamen Projekt mit den anderen Walliser Schwarznasen Menschen hier um die Ecke noch klappt. Seit zwei Jahren versuchen wir unsere beiden Mädels bei denen in die Herde zu schmuggeln, damit sie auch Lämmer bekommen. Wir hatten jetzt geplant statt dessen, jetzt doch - trotz vieler Gegenargumente - einen passenden Bock zu kaufen und den so lange mit den beiden Mädels auf die Wiese zu stellen, bis mal Lämmer heraus purzeln.

All unsere Tierdinge haben wir so super hingebastelt, dass Elvis und Pelle, die Tiere alle gut neben Schule und Arbeit versorgen können.

Dann haben wir schneller als erwartet einen perfekten Käufer für die beiden großen Ponies gefunden und weil die gerne sofort die beiden zu sich nehmen wollten - was für uns bedeutet hätte, dass wir sofort einen neuen Freund für June aus dem Hut hätten zaubern müssen - haben die uns angeboten June für acht Monate als Pensionspferd mit auf ihren Natural Horsemenshiphof zu nehmen. So haben wir genug Zeit ein passenden Freund für June zu finden und vor allem haben wir dann kein Ponie hier am Deichhaus während wir Mädchen in Portugal sind im Winter und Frühjahr. Das ist natürlich ein Luxus für die Jungs. Und da das ganz zufällig der Ausbildungsstall ist auf dem Luzie ihr Pferdehandwerk lernt, kann sie jetzt endlich! auf ihrem eigenen Ponie den Unterricht machen. Letzte Woche als ich sie vom Hof abgeholt habe hat sie noch bedröppelt gesagt, dass es ihr nicht so richtig viel bringt auf den Schulponies zu lernen, weil die ja schon alles können. Aber zu Hause mit June funktioniert das dann nicht so einfach. Und am besten hätte sie Unterricht mit June. Aber Privatunterricht beiuns ist im Budget einfach nicht drin - war meine Antwort... Jetzt ist alles perfekt.

Gestern haben wir also alle drei Ponies weggebracht. Da wars dann ganz schön leer am Deichhaus. Und dann... treffen wir hinterher beim Einkaufen die Walliser Schwarznasenmenschen aus dem Nachbardorf. Die erzählen dass sie endlich alles fertig haben und wir könnten unsere jetzt dazu tun. Heute sind wir also dort hin mit zwei Schafen im VW Bus und haben sie zu der Herde gebracht. Anschließend sind wir ins Rathaus gefahren und haben uns aus Deutschland abgemeldet.

Jetzt ist unser kleiner Hof nahezu ohne Tiere und wir sind frei.

Merkwürdig.

Wir drei Mädchen werden im Herbst in Dänemark rumdüsen. Weihnachten sind wir dann alle im Deichhaus und im Januar gehts los nach Portugal. Dort bleiben wir bis Mai. Juni, Juli und August sind wir dann hier und im Herbst gehts wieder richtung Norden. Dank der portugiesischen Ferienzeiten und der deutschen, die sich hervorragend ergänzen, sehen die Jungs uns maximal sieben Wochen am Stück nicht. Ein Flug nach Porto kostet 34,99 €. Unglaublich, oder?

Samstag, 12. September 2015

Rechts [højre]

Hoppala. Kurz bevor wir uns nun also ganz vom Schulsystem verabschieden, erwischt uns da noch eine Nachricht. Familien die wir, wegen ihrem Auftreten, für extreme Waldörfler gehalten haben sind in Wirklichkeit Völkische Siedler. Und plötzlich, mit etwas Hintergrundwissen, gibts noch mehr davon in unserem Umfeld. Witzigerweise passen wir vom Erscheinungsbild auch ganz gut in die Szene, es trennt uns 'nur' die rassistische Einstellung. Ich bevorzuge die nordischen Götter, meine Frisur und mein Kleidungsstil entspricht deren Frauenuniform, Elvis Frisur sorgt dafür, dass er am Bahnhof immer wieder von den falschen Leuten gegrüßt wird. Nur innen drin sind wir linkslinkslinks. Ich hab nicht genug Arsch in der Hose mich öffentlich gegen die Nazis hier zu stellen. Und das hat beschämenderweise nichts mit unseren Kindern zu tun befürchte ich. Was mir aber liegt ist etwas das schon öfter Leute versucht haben anzuzetteln: nehmt den doofen Nazis ihre Symbole weg. Wir können uns eine große Irminsul vors Haus stellen, ich laufe nur noch in meinen schürzenkleidern herum, wir kürzen Elvis noch mal ein bisschen mehr die Haare, wir sprechen noch ein wenig mehr in altmodisch deutscher Sprache. Wenn das jetzt ganz viele Menschen auch tun würden, funktionieren all diese Symbole nicht mehr als Erkennungszeichen. Ich fänd ja auch den Adler der den Fisch greift, als Aufkleber an meinem Auto ganz gut, um uns gegen die freien Evangelen im Dorf zu positionieren. Und bei all den Gedanken kommt es mir auch kurz immer wieder ganz attraktiv vor, dass uns die doofen (nicht die guten) Dorfbewohner (die es grade einigen lieben Nachbarn im Dorf schwer machen) für Nazis halten könnten nd dementsprechend etwas mehr Abstand halten...