Wieso geht Luzie auf eine Waldorfschule? Weil es zu ihr und ihren Bedürfnissen passt.
Pelle wäre mit 7 Jahren absolut nicht glücklich geworden in einer Waldorfschule. Disziplin und Gruppengröße wären nicht geeignet gewesen. Bei Luzie ist das komplett anders. Die ist wie so eine kleine Studentin. Am Tisch sitzen, zu hören, nette vorgegebene Bastelsachen machen. Das macht ihr nichts aus. Und ich hab auch das Gefühl, dass es sie nicht verbiegt. Die ist so eigensinnig und stark. Sie hat oft so einen Blick der sagt "Ja gut, dann mache ich das jetzt eben so wie Du willst und nachher mache ich das dann eben noch mal so wie ich mir das vorstelle.". Das war bei Pelle komplett anders. Dazu kommt, dass Luzie einen unfassbaren Output hat. Wenn ich einen Tag mit ihr allein verbringe bluten mir abends die Ohren. Die ganze Zeit teilt sie mit was sie denkt und wie sie die Welt sieht. Deshalb dachten wir, dass der Vormittag mit verschiedenen erwachsenen Ansprechpartnern und vielen vielen Klassenkameraden für sie sinnvoll wäre. Und bisher bestätigen sich all unsere Vorstellungen. Sie steigt morgens in den Schulbus und fängt an zu sabbeln. Wenn der Bus los fährt schafft sie es grad noch so uns zu winken, aber eigentlich ist sie zu beschäftigt mit dem sabbeln. Genauso beschäftigt sabbelnd purzelt sie dann mittags wieder aus dem Bus raus. Die Aufgaben und Tätigkeiten und Anleitungen der Waldorflehrer liebt sie. Schon seit sie auf der Welt ist fragt sie nach Aufgaben. Bevorzugt so Fleißgeschichten wie die ganze Küche wischen, alle Teller sortieren oder hundert Briefe frankieren.
Einige Lehrer und Mitschüler findet sie komplett bescheuert, kann uns das gut mitteilen und sich von denen abgrenzen.
Inhaltlich gibt es einige Sachen in der Waldorfpädagogik die unserem Bildungswunsch entsprechen. Verlässliche erwachsene Bezugspersonen. Acht Jahre lang hat die Klasse die ersten beiden Stunden des Vormittags den Klassenlehrer vor sich. Rituale und Zeremonien werden sehr herzlich und warm zelebriert. Ich persönlich mag die ganze Waldorfästhetik sehr.
Epochenunterricht. Also die Fächer Mathe, Deutsch, Geografie etc. werden in Epochen abgehalten. Immer ein paar Wochen am Stück ein Fach. Nicht fünf verschiedene Fächer an jedem Tag.
Keine Leistungsbewertung bis zur Oberstufe.
Das, was für die meisten der Hauptkritikpunkt an Waldorfschulen ist, ist einer unserer Wunschpunkte. Die Kinder werden zwar gefördert und gefordert, arbeiten sehr viel, halten Referate, führen viele Stücke auf etc., werden aber nicht bewertet. Da das in der Oberstufe fürs Abitur aber notwendig wird, gibt es dann ab der Oberstufe Zensuren, was bei vielen ein unsanftes Erwachen zur Folge hat. Vor allem für die Eltern. Das schreckt uns nicht. Lieber so wenig Leistungsbewertung wie möglich. Und wenn dann in der Oberstufe die Zensuren kommen, schauen wir wie die aussehen und was wir damit anfangen.
Dazu kommt dann noch, dass diese Waldorfschule gut zu uns passt. Es gibt sicherlich auch viele, die für uns nicht in Frage kommen würden. Aber diese ist eine ganz kleine schnuckelige Dorfwaldorfschule.
Natürlich gibt es auch an dieser Schule Punkte die uns nicht gefallen. Und es wird sich zeigen, ob die für Luzie und uns so ungemütlich werden, dass wir etwas anderes ausprobieren müssen. Wir werden sehen.
Und wenn Pelle den Platz dort, den er sich wünscht bekommt, müssen wir genauso beobachten wie es ihm geht und schauen, ob er da glücklich ist. Jetzt ist er zwölf, hat viele Jahre Zeit gehabt sich in seinem Tempo auf seine individuelle Art mit Dingen zu befassen. Er ist auf eine Art stabil und gefestigt. Und wenn seine Lehrer nicht möchten, dass er seine Comics in der Schule zeichnet kann er sicherlich gut damit umgehen und dann eben ausserhalb der Schule sein eigenes Zeug machen.
Die Grundvorraussetzung ist, dass wir frei sind zu entscheiden. Wenn einer leidet, ändern wir etwas. Das ist ein Luxus. Ich weiß.
Schön, daß die Schule so zu Luzie passt. Wir überlegen noch für den Wolf. Er soll dieses Schuljahr eingeschult werden. Wir haben die Wahl zwischen Montessori und Waldorf.
AntwortenLöschenDanke für diesen Bericht.
Ja, vielen Dank für den so schnellen Bericht ;-) Wir haben uns ja bisher gegen Waldorf entschieden, aufgrund der Erfahrungen der Geschwister meines Mannes und der Entfernung und der damit einhergehenden sozialen Kontakten außerhalb des Wohnorts....und noch ein paar Punkten...obwohl unsere Große Eurer Luzie nicht unähnlich zu sein scheint und ich auch daher nicht ganz abgeneigt war...wir haben uns ja nun für den Antrag bei der demokratischen Modellschule entschieden, sollte das nicht klappen denken wir noch mal neu nach...Aber Danke für Deine Überlegungen...
AntwortenLöschenviele eurer überlegungen waren auch unsere, als wir mit waldorf anfingen. nun sind alle drei kinder schülerinnen dort, eine auf einer waldorfförderschule. und wir sind im großen und ganzen zufrieden. natürlich gibt es hier und da macken, und es gibt auch zweidrei lehrerInnen mit großen macken - aber was wäre die alternative? eben! deshalb bleiben wir bzw die kinder dort, solange es ihnen gut geht.
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