Es kann so leicht sein. Vor drei Tagen habe ich folgende Entscheidung getroffen: ich reite nicht wenn das Wetter mies ist. Das klingt winzig, ist aber eine wirklich große Erleichterung. Als Kind und Jugendliche hatte ich eine Reitbeteiligung. Da zahlt man Geld an den Ponybesitzer und darf dafür an bestimmten Tagen das Pferd pflegen. Ich hatte also ein Teilzeitpony für Mittwochs und Freitags. Das Pony stand in einem Offenstall und es ging an den Tagen ums Reiten, nicht um die grundsätzliche Versorgung des Tieres. Wir bezahlten für die zwei Tage und deshalb musste ich auch möglichst immer an meinen zwei Tagen dort hin. Das ging nicht wirklich von meinen Eltern aus. Eher von allen Menschen um mich herum. Und von mir selbst. Es wird einfach so erwartet. Das ist wohl der latent spürbare Erziehungsauftrag der Erwachsenen. Jugendliche müssen dazu angehalten werden ihre angenommenen Verpflichtungen auch einzuhalten. Dabei geht leider manchmal das Prinzip mit den Leuten durch und es wird ungemütlich. Vielleicht gibt es ja Reitbeteiligungsmädchen denen es Spaß macht, bei Scheißwetter im Stall rum zu hängen. Mit eingefrorenen Knien und blaukalten Zehen durch den Wald zu trotten. Das Pony putzen mit durchnässten Handschuhen und vermatschte Hufe sauber machen. Ich hasse das. Ich habs damals nicht gemocht und ich finde es jetzt wirklich kacke.
Und trotzdem bin ich vor zwei Wochen mit Luzie ausgeritten. Sie hat nach der hälfte des Weges angefangen einzufrieren (da man sich auf dem Pony so wenig bewegt wird es echt schnell kalt) und ich habe sie mit pädagogisch wertvollen Motivationssprüchen versucht zum Durchhalten zu bringen. Wir mussten dann umdrehen, weil es auch noch anfing zu nieseln. Letzte Woche sind wir wegen dem Weihnachtskram nicht ausgeritten aber in meinem inneren Terminkalender leuchtete die Schrift rot auf: "Solche Ausnahmen gibt es aber bitte nicht oft! Wir werden brav die nächsten Wochenenden weiter ausreiten, egal wie schlecht das Wetter ist!"
Aber wieso? Das ist doch echter Quatsch. Wir haben eigene Ponys um frei zu sein. Und dann gängeln wir uns selber. Bei einer Reitbeteiligung macht es noch ein bisschen Sinn die Tage für die man bezahlt auch zu nutzen. Aber auch da würde ich heute sagen: tu das, was Dir gut tut. Da gibt es natürlich noch das Tierwohl. Klar. Und ich hätte meine befreiende Entscheidung auch gar nicht treffen können, wenn Birger Gieseke (mein Reitausbilder) nicht im Mai eine wirklich wichtige Sache gesagt hätte. Er hat uns geraten unsere Jungpferde nach dem Lehrgang noch ein paar Wochen weiter zu trainieren, im Sommer auf die Weide zu stellen und in Ruhe zu lassen, dann noch mal im Herbst trainieren und sie dann den ganzen Winter über einfach Pferd im Herdenverband sein lassen sollen. Er hat die Erfahrung gemacht, dass es den Ponys gut tut, solche Pausen zu bekommen. Trotzdem hat mein innerer Oberlehrer mich dazu gemahnt regelmäßig mit den Ponys zu arbeiten und ich hatte ein sauschlechtes Gewissen, wenn ich es nicht gemacht habe. Und ich wollte Luzie erzählen, dass es aber dazu gehört wenn man ein Pony haben will. Blödsinn.
Also es ist schlau ab und an unsere gefühlten Verpflichtungen zu überprüfen, ob es eventuell keine echten sinnvolle Verpflichtungen sondern nur Weil-das-eben-so-ist-Dinger sind.
Und weil es eben völlig okay ist und auch viel gemütlicher für Alle, bleiben die Ponys wo sie sind so lange das Wetter doof ist.
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